Jeder der von Gewalt betroffen ist, reagiert anders auf das Erlebte. Vielleicht reagierst du kämpferisch, du willst dich gegen die Person, die dir das angetan hat, zur Wehr setzen, willst dich rächen und schnellstmöglich gegen die Person vorgehen, die dich so behandelt hat.
Vielleicht fühlst du dich aber auch verzweifelt, traurig, du weißt nicht mehr weiter, du fühlst dich alleine und hilflos. Vielleicht hast du Angst vor weiteren Gewalttaten, gleichzeitig kannst du aber nicht loslassen, weil deine Gefühle so stark sind. Du hoffst, dass sie oder er sich ändert. Deine Freundin oder dein Freund verspricht es dir immer wieder. Aber eigentlich ändert sich nichts. Deshalb gibst du dir die Schuld an dem Verhalten deiner Freundin oder deines Freundes und zweifelst an dir. Auch das ist ein typisches Verhalten in einer solchen Situation. Schäme dich nicht dafür. Vielen Menschen geht es so wie dir. Deshalb: Mach dir immer wieder bewusst, dass du keine Schuld trägst! Deine Freundin oder dein Freund allein ist verantwortlich für das, was sie oder er tut. Wende dich an deine beste Freundin, deinen besten Freund oder an deine Eltern und lass dir helfen. Es gibt Beratungsstellen, die sich auskennen und ganz genau damit beschäftigen.
Beziehungsgewalt kann leider in jedem Alter vorkommen und wird nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen begangen.
Die Hochschule Fulda hat an hessischen Schulen Gewalt in Teenagerbeziehungen untersucht. Dabei kam heraus, dass zwei von drei Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren davon betroffen sind. 65,7 % der Schülerinnen und 60,1 %, die schon eine Beziehung oder Verabredung hatten, berichteten, durch ihre Freundin oder ihren Freund mindestens einmal irgendeine Form von Grenzüberschreitungen oder Gewalt erlebt zu haben.
Die häufigste Form von Grenzverletzungen sind emotional schwierige Situationen (Kontrolle, verbale Gewalt, Druck,…). 61% der befragten Mädchen und etwas mehr als die Hälfte (57 %) der befragten Jungen gaben an, in emotional schwierige Situationen geraten zu sein. Nicht weniger stark sind die negativen Auswirkungen bei erlebter körperlicher oder sexualisierter Gewalt. Von körperlicher Gewalt waren 10,5% der Mädchen und 10,4% der Jungen betroffen. Von sexualisierter Gewalt berichteten 26,0% der Mädchen und 12,7 % der Jungen. Du siehst noch einmal mehr: Du bist nicht allein!
Du fragst dich, warum so viele Gewalttaten in Beziehungen begangen werden, obwohl man sich doch liebt? Fachleute gehen davon aus, dass Menschen, die bereits im familiären Umfeld Gewalterfahrungen gemacht haben, deren Eltern z.B. ebenfalls gewalttätig waren, diese auch eher in Beziehungen ausleben. Ein vermindertes Selbstwertgefühl kann zu gewalttätigem Verhalten führen. Die Gewalt wird dann oft ausgeübt, um sich Respekt und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Andere werden aus Eifersucht gewalttätig oder um in irgendeiner Form Kontrolle zu erlangen. Es kann verschiedene Gründe für das Verhalten deiner Freundin oder deines Freundes geben, aber eines musst du dir klar machen, du bist ganz bestimmt nicht schuld. Was du machen kannst und wer dir helfen kann, erfährst du hier.